Nein, sie ist keines dieser Mädchen, die in ihrer Freizeit Bücher über den Holocaust lesen und sich in linken Jugendgruppen organisieren. Sie gehört auch nicht zu denen, die Tanztheater spielen und auf poetryslams ihre geistigen Ergüsse unter's Volk bringen. Sie hört keine Weltmusik, keine Klassik, keinen Hardcorepunk und von den Smashing Pumpkins hat sie noch nie etwas gehört.

Sie hat sich kürzlich die neue CD eines Ex-Boygroup-Mitgliedes gekauft. Nicht Robbie Williams; einer mit weniger Erfolg und Charisma. Begeisternde Leidenschaften konnte ich bisher keine bei ihre entdecken. Eigentlich interessiert sie sich im Grunde nur für Plüschtiere und Sportübertragungen.

Nein, das ist falsch. Eigentlich interessiert sie sich im Grunde nur für sich selbst.

Alle paar Wochen ruft sie wieder bei mir an und erzählt mir wie schlimm ihr Leben ist und lässt sich trösten. Sie tut dann wieder ganz verliebt und ich gehe ihr auf den Leim, weil ich genauso süchtig nach Anerkennung und dem Gefühl, gebraucht zu werden bin, wie sie nach Süßigkeiten und Fastfood.

Ist sie dann getröstet oder rücken sich die Dinge in ihrem Leben anderweitig zurecht, taucht sie wieder unter und ich fühle mich alleingelassen.

So wie vorgestern.