Vor ein paar Tagen fragte uns ein Bekannter meiner reizenden Assistentin, wo wir denn gerade hingingen. "In die PT-Caféte", antworte ich, "weil da die tolleren Mädchen sind". "Ah, Du willst also eine ungewaschene kleine Germanistin, der alles egal ist", sagt er.

Dass er damit völlig Recht hatte, und mir das selber noch nicht aufgefallen war, fasziniert mich immer noch...

Gut. Das mit der Frau vergessen wir dann doch besser gleich mal. Eigentlich habe ich es schon vor 2-3 Wochen vergessen (wann genau, habe ich ebenfalls vergessen). Und erst jetzt habe ich mich an diesen Blog hier erinnert und daß ich das hier doch reinschreiben könnte.

Also: Nicht mehr nachdenken über diese Person.

Und: Ein wenig verliebt. In ein unerreichbares Mädchen, das bald ins Ausland geht. Ein Land, dessen Sprache ich nicht spreche (das sind verdammt viele).

Aber sie ist so wach und fröhlich. So aktiv. Sie kann Josef Hader zitieren und singt bei Art Brut laut mit. Sowas muss man doch einfach toll finden.

Sie hat geantwortet. Auf 2673 Zeichen. Und es gefällt mir.

Die wenigen Menschen, mit denen ich noch Emailkontakt halte (Instant Messaging hat hier viel zerstört), beherrschen die deutsche Sprache leider nur eher rudimentär und sind meistens erschreckend untalentiert, wenn es darum geht, Informationen rüberzubringen, Fragen zu beantworten, auch mal einen Nebensatz zu bilden. Oder wenigstens Absätze ...

Aber was die Frau schreibt, überzeugt. Klar, subjektiver als jetzt kann ich kaum eine Email betrachten. Vielleicht erinnert sie mich auch einfach an meine erste Liebe, die auch immer lange, emotionsgeladene Emails geschrieben hat, und der ich nach all den Jahren immer noch nachhänge.

Es liest sich schön, es klingt gut; sie weiß, was sie sagen will; sie weiß, was sie haben will.

Und ich weiß es endlich auch.

Mädchen, die selten am PC sitzen und noch seltener ins Internet gehen, sind eine Plage.
Da antwortet man ihnen auf ihre Email und man weiß nie, haben sie's schon gelesen, erwägen sie eine Antwort.
Und dann wählt man sich immer wieder über diese dämliche Modemverbindung ein, denn man ist ja über's Wochenende weggefahren, aber es kommt nur Spam rein...

Henry Miller ist wohl doch ne ziemlich dumme Sau. Was ich mir hier gerade (Nexus) so anhören muss, von wegen Ich-Erzähler wie Dostojewski und der mag Dostojewski und so versteht man bitte Dostojewski und überhaupt wird muss der arme Russe hier für viel zu viel Kulturdünkel herhalten. Und die Sprache ist mir sowieso viel zu Geschwurbel.

Also Henry - um nochmal etwas WM-Ontopic zu bleiben: Gelbe Karte für Dich. Ich hoffe, das bessert sich noch die nächsten Seiten.

Und sie nimmt Dich plötzlich bei der Hand und von da an geht ihr händchenhaltend. Warum solltest Du auch loslassen, allein wolltest Du doch eh nicht sein.

Man bewegt sich so durch die Altstadt und Du findest, daß ein Arm um ihre Hüfte sich doch ganz gut anfühlen würde. Weil Du lange schon keinen Arm mehr um eine irgendwiegestaltete Hüfte gelegt hast. Und sie legt Dir ihren Arm um, mit der Hand am Hintern.

Und wenn Du sie dann zur Bushaltestelle bringst, gibst Du ihr, kurz bevor ihr auseinandergeht, einen flüchtigen, schüchternen Kuss. Auf den Mund. Und damit hast Du dann wohl Dein Schicksal besiegelt.

"Am nächsten Tag telefoniere ich mit ihr und sie hat bereits in den Pärchenmode geschaltet. Knutschen unter Wasser trifft auf Meinungen zu Eheverträgen.
Ich frage mich ob ich das wirklich will. Körper, die sich aneinanderreiben: Ja. Kontaktschweiss: Gerne. Irgendjemand haben: Warum nicht."

Aber der Gedanke, mit i h r eine engere persönliche Beziehung zu führen, ist dann doch etwas abstrus. Soviel Gemeinsamkeit ist da doch auch nicht da. Und eigentlich wolltest Du doch eine Frau mit Esprit. Es war zwar süß, daß sie beinahe geweint hat, als Du ihr das Benn Gedicht mit den Krebskranken vorgelesen hast - aber ihr Fernsehkonsum und die Boygroupvorlieben lassen Dich doch sehr an einer gemeinsamen Zukunft zweifeln.

Allerdings hat sie Dich im letzten Dezember auch plötzlich und kühl abserviert, von daher hast Du moralisch wohl noch etwas gut.

Gestern war da ein Mädchen auf unserer Terrasse, das hatte den Mund meiner ersten Freundin und die gleichen Augen und die gleiche Mimik wenn sie gelacht hat oder etwas toll fand. Ich glaube ich habe sie viel zu lange angeschaut, so sehr hat mich das fasziniert. Wahrscheinlich bin ich immer noch verliebt.

Sie schaut jetzt ins Ausland, Tschechien, hat Pläne. Richtige Ziele zu haben, scheint mir immer wichtiger zu sein; ich weiß nur noch nicht, woher ich eigene bekommen soll. Ich habe mich schon zu Schulzeiten immer eher treiben lassen. Keine Ahnung, wo es mich da gerade hingeschwemmt hat.

Ich sehe mir Bernard Black an und trinke Campari.
Ich trinke Weißwein.
Und Rum.

Bier. Grillen. Konzerte. Fußball.

Die Tage fliegen dahin, ohne, daß ich auch nur einen Strich für mein Studium getan hätte. Es fühlt sich schön an aber irgendwo ist da etwas Drohendes.

Papa sagte, Mama brauche jetzt Medizin. Also wurde ihr auf der Fähre nach Venedig ein Campari bestellt. Das machte es für uns alle einfacher.

Nein, sie ist keines dieser Mädchen, die in ihrer Freizeit Bücher über den Holocaust lesen und sich in linken Jugendgruppen organisieren. Sie gehört auch nicht zu denen, die Tanztheater spielen und auf poetryslams ihre geistigen Ergüsse unter's Volk bringen. Sie hört keine Weltmusik, keine Klassik, keinen Hardcorepunk und von den Smashing Pumpkins hat sie noch nie etwas gehört.

Sie hat sich kürzlich die neue CD eines Ex-Boygroup-Mitgliedes gekauft. Nicht Robbie Williams; einer mit weniger Erfolg und Charisma. Begeisternde Leidenschaften konnte ich bisher keine bei ihre entdecken. Eigentlich interessiert sie sich im Grunde nur für Plüschtiere und Sportübertragungen.

Nein, das ist falsch. Eigentlich interessiert sie sich im Grunde nur für sich selbst.

Alle paar Wochen ruft sie wieder bei mir an und erzählt mir wie schlimm ihr Leben ist und lässt sich trösten. Sie tut dann wieder ganz verliebt und ich gehe ihr auf den Leim, weil ich genauso süchtig nach Anerkennung und dem Gefühl, gebraucht zu werden bin, wie sie nach Süßigkeiten und Fastfood.

Ist sie dann getröstet oder rücken sich die Dinge in ihrem Leben anderweitig zurecht, taucht sie wieder unter und ich fühle mich alleingelassen.

So wie vorgestern.

Auf (Bei / Zu / In?) Rock im Park gewesen. Ich stelle fest, daß ich ungern zelte und soviel Musik auf einmal mit unausgeglichen und leicht reizbar macht. Und das Geld hatte ich eigentlich gar nicht.

Tomte waren dennoch klasse.

Uhlmann ist ein ziemlicher Schwätzer. Finde ich. Aber, daß er nochmal betont hat, wie man Pete Doherty eigentlich zu verstehen hat (als armen Kranken nämlich), war nach den Lachern, die Babyshambles für Auftritt und Abgang kassiert haben, durchaus angebracht.
Und die Musik war grandios und es war das einzige Konzert, das ich mit einem breiten Grinsen verlassen habe und mit so einem Gefühl, daß alles gut ist, gar nicht besser werden muss.

Dabei wollte ich eigentlich gar nicht hingehen.